Die Steppenwiesen sind jene Grasformationen, die typisch für die sonnigen und trockenen Felshänge mit durchlässigem und magerem Boden sind, wo meist Süssgräser und einige Dikotyledonen wachsen. Ziemlich häufig im Park und insbesondere in seiner Aosta-Tal Seite, befinden sie sich auf relativ niedriger Meereshöhe und werden fast nie mehr vom Menschen ausgenutzt, und wenn ja für das Weiden, meist von Schafen.

Die Weidewiesen sind in der Regel jene Grasformationen, deren Artenzusammensetzung stark durch landwirtschaftliche Praktiken beeinflusst wird. Es findet eine Produktion von Heu durch Mähen statt, die in derselben Vegetationsperiode von direkter Beweidung gefolgt ist. Häufig sind auch Bewässerung und organische Düngung. Diese im Parkgebiet in der Nähe der Siedlungen im Talboden übliche Wiesen sind von einem dicken und durchgehenden Gras gekennzeichnet mit einer beachtlichen Vielzahl sowohl von Süssgräsern wie auch von Dikotyledonen.

Die Hochgebirgsweiden sind im Park sehr häufig; sie besetzen alle Arealen oberhalb der Waldgrenze, wo der Boden von Grasvegetation bedeckt ist, die eine mehr oder weniger kontinuierliche Rasendecke infolge auftauchender Felsen bildet. Die Blumenzusammensetzung ist sehr unterschiedlich und ist von der Beschaffenheit des Substrates und von der Höhe beeinflusst. Im Allgemeinen sind die Pflanzen dieser Gegenden der Kürze der Vegetationsperiode, der Härte des Klimas und den mageren Böden angepasst, da niedrige Temperaturen die biologische Aktivität der Pflanzen und die Fruchtbarkeit des Bodens verlangsamen. Oft ermöglichen diesen Pflanzenarten die ledrigen Blätter, die kleinen Abmessungen und das langsame Wachstum,   die widrigen Wetterbedingungen der Hochgebirge zu überleben. Die Blumen der Alpenweiden sind in der Regel gross und besitzen intensive Farbe, um noch mehr die seltenen Bestäuberinsekten zu verlocken.

Die Schneemulden sind im Parkgebiet weitverbreitete Gelände, typisch der Alpen- und Schneehöhen. Es sind Mulden, wo der Schnee während eines Grossteils des Jahres nicht verschwindet, sodass das Gelände nur eine kurze Zeit (höchstens 1-3 Monate) unbedeckt bleibt. Die hier wachsenden Pflanzen müssen daher in der Lage sein, ihre Vegetationsperiode in sehr kurzer Zeit abzuschliessen. Die Flora der Schneemulden ist von der Art des Substrates (Kalkstein oder Kieselstein) beeinflusst, aber in der Regel besteht sie aus Zwergweiden und Dikotyledonen: Diese Pflanzen bilden ein paar Zentimeter hohe, dünne Teppiche. Seltsamerweise finden einige auf niedrige Temperaturen empfindliche Arten, wie die Zwergweiden, Zuflucht in den Schneemulden, denn der Boden ist von Schnee für den Grossteil des Jahres geschützt und nur während der kurzen Warmzeiten unbedeckt.

Foto: Marco Ferrando